Die alte INTERFLUG im www
Historische Betrachtungen zur einstigen DDR-Fluggesellschaft INTERFLUG

last updated:
23-May-2020


Revision 3.0

DM-SAH


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IL 14 P: Kennung DM-SAH
Werks-Nr.: 14803020

 

Persönliche Erinnerungen zur Geschichte der DM-SAH


DM-SAH


Die IL-14P mit der Werknummer 14803020 aus dem Flugzeugwerk Dresden und der Kennung DM-SAH wurde am 20.Januar 1958 von der DLH in Dienst gestellt. Zunächst mit 26 Passagiersitzen wurde sie später auf 32 Plätze umgerüstet, was gut an den acht Sichtfenstern auf der rechten Seite erkennbar ist.

1968/69 diente die DM-SAH in der Abteilung FAW zur Ausbildung junger Nachwuchspiloten. Aus dem Flugbuch von Flugkapitän Karl-Heinz Roß geht hervor, dass er bis Oktober 1969 allein mit den Kursanten der Fz 14 mehr als 90 Flugstunden in Erfurt absolviert hat. Am 11.August 1969 kam es dabei zu einer Verletzung des Grenzsperrgebietes, die einige Aufruhr bei der Luftverteidigung hervor rief.

Betankung DM-SAH

Am 5.Oktober 1969 erlosch die Betriebserlaubnis der DM-SAH.

Nach längeren Verhandlungen kam es am 16.Dezember 1970 zu einem Kaufvertrag zwischen dem Rat der Stadt Dessau, der sich als Reminiszenz an die Luftfahrttradition Dessaus ein Flugzeug als technisches Denkmal wünschte, und der Materialwirtschaft der INTERFLUG. Als Kaufpreis einigte man sich auf 50 000 Mark der DDR, die Kosten für den Transport sowie die Aufstellung in Dessau gingen ebenfalls zu Lasten des Käufers.
Geplant war, die „Alpha-Hotel“ zum Militärflugplatz bei den ehemaligen Junkers-Werken zu überfliegen, was jedoch an der fehlenden Genehmigung durch die PfL scheiterte. Die Flugklarmachung schätzte man auf ca. 30 000 Mark, wobei einige fehlende Geräte der Funk- und Elektroausrüstung möglicherweise nicht mehr zu beschaffen waren. So wurde stattdessen der Straßentransport vorbereitet.

Die Demontage des Flugzeugs erfolgte in Schönefeld vom 20. bis 26.März 1971, wobei die Tragflächen, Landeklappen, Triebwerke, Luftschrauben und das Seiten- und Höhenleitwerk abgebaut und transportfähig zerlegt wurden. Auch das TFM wurde ausgenietet, um den Transport auf der Straße zu ermöglichen. Dazu mussten diverse Profilhölzer angefertigt werden.

Der Wiederaufbau im Georgengarten in Dessau dauerte vom März bis April 1971. Für die Fahrwerke hatte man passende Betonflächen hergestellt, allerdings blieb der Boden ringsum unbefestigt. Daher war das Zusammenfügen des Rumpfes mit dem TFM und den Tragflächen besonders problematisch, mussten doch die Nietlöcher exakt passen. Dabei waren Einzelbauteile mit einem Gewicht von bis zu 3000 kg millimetergenau zu bewegen. Am 6.April konnte Kollege Heinemann von der Produktionsleitung der Flugtechnik den Schlüssel für die „Alpha-Hotel“ an den Beauftragten der Stadt Dessau übergeben.

Cafe Dessau Kasse

In einem Schreiben vom 12.April 1971 empfahl die Flugzeuginstandhaltung folgende Pflegemaßnahmen: - Neulackierung mit Nitrolack, - Flugzeugwäsche alle zwei Monate mit Fit-Wasser, - Behandlung der Stahlteile zweimal im Jahr mit Graphit-Sprühöl und die Einstellung des Reifendrucks halbjährlich. Das Flugzeug wurde von der Bevölkerung als technisches Denkmal begeistert angenommen.

Allerdings erfüllte es nicht die Erwartungen der Initiatoren. Geplant war, die IL-14P als Cafe zu betreiben. Neben einem kleinen Tiergehege gab es bereits ein Freiluft-Cafe, das viel genutzt wurde. So ließen die Pflegemaßnahmen allmählich nach und die „Alpha-Hotel“ wurde ab 1982 zum Schandfleck.

Verfall_1 Verfall_2 Verfall_3

 

Vandalen versuchten die Scheiben der Passagierkabine zu zerstören und demontierbare Bauteile verschwanden durch Souvenirjäger.

1986 schließlich wurde eine Schrottaufkauf-Firma in Dessau-Alten mit dem Abbruch beauftragt, den diese mit brachialer Gewalt in kurzer Zeit auch vollzog.

Damit verschwand die DM-SAH endgültig.             

Horst Materna 

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