Die alte INTERFLUG im www
Historische Betrachtungen zur einstigen DDR-Fluggesellschaft INTERFLUG

last updated:
23-May-2020


Revision 3.0
DM-SAF

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IL 14 P: Kennung DM-SAF
Werks-Nr.: 1480300816

 

Auf dieser Seite möchten wir die IL-14P, der Deutschen Lufthansa (DDR) / INTERFLUG mit dem Kennzeichen DM-SAF vorstellen. Diese Maschine wurde einst am 10 Dezember 1957 an die Deutsche Lufthansa ausgeliefert. Sie war die Nr. 16 in der Produktionslinie der Flugzeugwerke Dresden, worauf auch die letzte Zahl in der Werknummer hinweist. Am 17. November 1967 wurde sie nach einer harten Landung in Leipzig Mokau außer Dienst gestellt und in der Nähe der Eisporthalle in Halle aufgestellt. Sie war noch nicht einmal 10 Jahre alt. Vermutlich stammt das dritte Bild der oberen Reihe aus dieser Zeit.

Schließlich kam sie doch noch in goldene Hände. Am 10.September 1999 wurde die DM-SAF nach Dessau in das Technikmuseum "Hugo Junkers" überführt. Nach anfangs noch ungeklärten Eigentumsverhältnissen gehört die Maschine jetzt dem Museum und ist hervorragend restauriert worden.

Ein kommendes Highlight dürfte allerdings der IL-18 Simmulator der INTERFLUG werden, der sich z.Z. noch im Wiederaufbau befindet. Da darf man schon gespannt sein.

Die DM-SAF hier noch im Südteil (Diepensee),
wo einst der Flugbetrieb.
Die DM-SAF auf einem S/W Scan im Fluge.
Hier bereits in INTERFLUG Bemalung.
Die DM-SAF wie sie zunächst ausgestellt war,
mit der DM-Kennzeichnung.
In einem ziemlich desolaten Zustand kam die DM-SAF schließlich in die goldenen Hände des
Technikmuseums "Hugo Junkers" nach Dessau.
In herrlicher Pracht und alter Lufthansa-Bemalung kann
die Maschine heute in Dessau besichtigt werden.
Das ist Nostalgie pure, einfach zum verlieben so ein Schmuckstück. Darum steht sie auch gleich links in der Zufahrt zum Museum,
unweit der Reste des alten Junkers Windkanals.
Die Nabe des Verstellpropellers Einfach Super
Die Gangway ermöglicht den Aufgang zur Innenbesichtigung. Die rechte Tragfläche mit dem Motor der Maschine,
einem Asch-82.
Das rechte Hauptfahrwerk. Das Bugfahrwerk
Ein Motor in der typische Verkleidung
mit den verschiedenen verstellbaren Klappen
Von links hinten, deutlich die drei Abgasrohre des Motors, die geöffneten Fahrwerksklappen und die Form des Seitenleitwerks zu erkennen. Das Heck der Maschine Die Seitenansicht mit der typischen IL-14 Silouette.
Vom Tail aus betrachtet ist des Höhenleitwerk
sehr gut in seiner Form erkennbar.
Mittelgang, zwei Sitze links und zwei rechts.
Die Bestuhlung ist nicht vollständig.
Das Cockpit, welches liebevoll wieder hergerichtet wurde, auch wenn da in der Mitte der Gerätetafel
noch ein schwarzes Loch ist.
Das Cockpit aus tieferer Sicht.
Links immer der Kapitän. Die abgewinkelte Steuersäule schaffte freien Fußraum in der Mitte, oft ein Problem bei anderen Flugzeugen, außer bei Airbus fly-by-wire. Die Copiloten-Seite (Starbord). Auch diese Steuerrad zeigt mit der obigen Öffnung nach innen, was uns noch ein Rätsel aufgibt. Die rechte Seite mit dem Controll-Stand in der Mitte, die Domäne des Bord-Technikers. Das Center Pedestal, vorwiegend mit den Bedienelementen für Triebwerke und Luftschrauben.
Bild 1
mit meiner Crew 1962 in ERF
(Lehmann, Blaschke, Magdeburg)
Flugkapitän Horst Materna erzählt uns ein paar persönliche Erinnerungen zur Geschichte der DM-SAF.

Meinen ersten Flug mit dieser Maschine absolvierte ich als Copilot bei Kapitän Günter Bliedtner am 20. August 1958 im Charter nach Budapest. Die Flugzeit betrug insgesamt 4 Stunden und 54 Minuten und die Flugstrecke 1606 Kilometer.

1963 erfolgte die Umlackierung des Flugzeugs in die rote Bemalung der INTERFLUG. Nach der Umschulung 1965 auf die An-24 musste noch einmal auf die IL-14 umgestiegen werden, da die Flugzeuge verspätet aus der Sowjetunion geliefert wurden. Mein letzter Flug auf der DM-SAF fand am 2. August 1966 auf dem Inlandturnus SXF-DRS-ERF-SXF-ERF-SXF mit 3 Stunden 48 Minuten und 1592 Kilometern statt. Mit mir saß Erich Metzger am Steuer.

Ein gutes Jahr später entschied sich das Schicksal des Flugzeugs.
Im Herbst 1967 war die DM-SAF zur Ausbildung von jungen Piloten von Schönefeld nach Leipzig-Mockau unterwegs. Fluglehrer war „Stachel“ Dorn. Flugkapitän Gerd Sprieß, damals Eleve am Steuer der IL-14, berichtet folgendes über das Ereignis:
 „…während der Ausbildung hatte ich bei einer Landung auf dem Flughafen Barth relativ spät aufgesetzt und mir damit die Kritik von Dorn zugezogen. Er kündigte an, mir beim nächsten Flug zu zeigen, wie man unmittelbar nach der Schwelle auf der SLB aufsetzt.
Am 16. August 1967 waren wir, d. h. Fluglehrer Herbert Dorn, der Bordmechaniker Erwin Schulz und unsere gesamte Ausbildungsgruppe, Gerhard Müller, Lothar Reymann, Rainer Lörche, Kurt Becker, Peter Jeremias, und Wolfgang Hertwig mit der DM-SAF im Anflug auf Leipzig-Mockau  Landerichtung 25. Ich saß auf dem rechten Sitz, die Triebwerksleistung war auf die Anfluggeschwindigkeit eingeregelt und keiner durfte ohne Weisung des Fluglehrers etwas daran ändern. Etwa 50 Meter vor der Schwelle wurde der Flugzustand „weich“ und die Maschine setzte kurz auf der Autobahn auf. Nach einem gewaltigen Satz landeten wir ziemlich hart am Beginn der Landebahn. Diese „zweite“ Landung erfolgte um 13:19 Uhr, es war gleichzeitig die letzte Landung der DM-SAF.
Das Tragflächenmittelstück wies unten deutlich sichtbare Falten auf. Unser Flugtag endete an Bord eines Zuges der Deutschen Reichsbahn, der uns recht bedrückt nach Schönefeld zurück brachte…“.

Techniker der INTERFLUG demontierten Triebwerke, Tragflächen und das Seitenleitwerk der „Alpha-Fox“ und transportierten sie auf der Straße nach Halle.

Dieser Transport gestaltete sich äußerst problematisch, wie der INTERFLUG-Werftleiter Ernst Hildebrandt in seinem Bericht vom 1. April 1969 mitteilt. Dort heißt es u. a.:“…Der Rumpf wurde unter großen Anstrengungen vom Flughafen auf die Autobahn und dort bis zur Abfahrt Halle transportiert. In der Nacht vom 14. zum 15. März erfolgte der Weitertransport in Richtung Halle. Durch die Spurweite  des Fahrwerks von 8,60 Meter und der Straßenbreite von 7,50 Meter ging das  nur sehr schleppend voran, um ein Abrutschen des Flugzeugs von der Böschung zu verhindern.


Pulsforde 1992

Auf der Zubringerstraße entstanden durch Bäume, Lichtmasten und Baustellen weitere Schwierigkeiten. Gegen 5:00 Uhr morgens wurde der Weitertransport durch die Verkehrspolizei gestoppt. Nach erneuten Vermessungen und zähen Verhandlungen konnte am 16. März gegen 13:00 Uhr der Transport fortgesetzt werden….“

Mitte der 1980er Jahre erfolgte eine Neulackierung, die jedoch schon wenige Jahre später erheblich gelitten hatte. Vandalen beschädigten das Flugzeug derartig, dass man die Verschrottung in Betracht zog.
Doch dann verschenkte die Stadt Halle das arg ramponierte und zur öffentlichen Toilette mutierte technische Denkmal an einen älteren Herrn, der es am 18. Oktober 1991 demontieren und auf sein Grundstück nach Pulspforde bringen ließ. Allerdings erfüllte sich seine Hoffnung, die IL-14 als Cafe gewinnbringend zu nutzen, nicht und so geriet die Maschine allmählich in Vergessenheit.

Bild 3
DM-SAF in Frohse
Bild 4   Bild 5
Als ich im Juli 1998 mit der Bahn von Schönebeck nach Magdeburg unterwegs war, entdeckte ich rechts der Bahnstrecke plötzlich mitten im Gelände eine IL-14. Es war ein Wiedersehen mit der „Alpha-Fox“. Ein Schrotthändler hatte den Vogel zufällig in Pulspforde entdeckt und war sich mit dem Besitzer schnell handelseinig geworden. Auf zwei Tiefladern verstaut, landete die IL-14 in Frohse, wurde wieder zusammen gebaut und diente dort als Werbung.

Bild 7

Ein Jahr später, am 10. September 1999 erwarb das Technikmuseum „Hugo Junkers“ in Dessau  das Wrack. Enthusiasten des Fördervereins in Zusammenarbeit mit ehemaligen Technikern der INTERFLUG und Spezialisten der Elbe-Flugzeugwerft Dresden gelang es in unzähligen Arbeitsstunden die „Alpha-Fox“ wieder ausstellungsreif zu machen.

Am aufwendigsten gestaltete sich die Wiederherstellung des Strukturverbandes zwischen dem TFM und der Rumpfsektion. Die „Zerlegung“ des Flugzeugs war teilweise mit  Sägen, Äxten und Schneidbrennern erfolgt, so dass eine umfangreiche „Flickerei“ notwendig wurde.

Da das Flugzeug im Außenbereich aufgestellt wurde, musste dem Korrosionsschutz besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden.

Ich besuche die „Alpha-Fox“ in unregelmäßigen Abständen, ist sie doch auch ein Stück meiner eigenen Geschichte.

 

Bild 8

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